Weiß von Riesen, weiland gebornen,
die einstmals mich auferzogen;
weiß neun Heime, neun Weltreiche,
des hehren Weltbaums Wurzeltiefen.
Urzeit war es, da Ymir hauste:
nicht war Sand noch See noch Salzwogen,
nicht Erde unten noch oben Himmel,
Gähnung grundlos, doch Gras nirgend.
Bis Burs Söhne den Boden hoben,
sie, die Midgard, den mächtigen, schufen:
von Süden schien Sonne aufs Saalgestein;
grüne Gräser im Grund wuchsen.
Von Süden die Sonne, des Monds Gesell,
schlang die Rechte um den Rand des Himmels:
die Sonne kannte ihre Säle nicht;
die Sterne kannten ihre Stätte nicht;
der Mond kannte seine Macht noch nicht.
Zum Richtstuhl gingen die Rater alle,
heilige Götter, und hielten Rat:
für Nacht und Neumond wählten sie Namen,
benannten Morgen und Mittag auch,
Zwielicht und Abend, die Zeit zu messen.
Aus “Der Seherin Gesicht” (Völuspá), übersetzt von Felix Genzmer