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Reda zum Julfest

Die dunkle Zeit des Jahres ist über uns gekommen. Es ist eine Zeit der Einkehr und Beschaulichkeit, und es ist eine Zeit des Innehaltens. Isa, die alte Rune des Eises und des Stillstandes, manifestiert sich in uns und um uns. Wir erinnern uns der Ereignisse des vergangenen Jahres, wir denken zurück an gute und schlechte Tage, wie unsere Ahnen ihrer Siege und Niederlagen gedachten.

Siege werden in unseren Tagen kaum mehr auf dem Schlachtfeld errungen, und auch Niederlagen haben den tödlichen Schrecken aus alter Zeit verloren. Wir Menschen sind vernünftiger geworden, und gleich den Göttern ist uns der Friede heilig. Trotzdem kämpft ein jeder von uns seine eigenen Schlachten, nicht mehr mit Axt und Speer, sondern mit seiner Hände Werk, der Schöpferkraft seines Geistes und im sportlichen Wettstreit. Auch auf diesen Feldern gibt es so manchen Sieg zu erringen und manche Niederlage zu erdulden, derer wir in den dunklen Winternächten gedenken.

Wir verbringen diese Zeit in Eintracht mit unseren Familien und Freunden, unter dem Tannenbaum bei Räucherwerk und gutem Essen, und wir tragen die Götter in unseren Herzen. Wir danken Mutter Frija für den Schutz unseres heimischen Herdes und bitten sie auch im kommenden Jahr um diese Gabe. Im von nun an wieder wachsenden Licht erkennen wir Balders Erwachen. Wir bitten Allvater Wotan, der nach alten Legenden in dieser Zeit manch nächtlichen Himmel mit seiner Wilden Jagd überzieht, uns auch im neuen Jahr mit Vernunft und Spiritualität zu segnen. Den unermüdlichen Schirmer Asgards und Midgards bitten wir um Kraft und Beharrlichkeit für die vor uns stehenden Herausforderungen. Mögen Frey und Freyja uns Lust und Sinnlichkeit an der Seite unserer Liebsten schenken. Und mit Njörds Hilfe wollen wir unseren bescheidenen Wohlstand bewahren und mehren.

Kommt zu uns, ihr Götter, und habt Teil an unserem Fest!

© Siebenschläfer

Runenweihe

Runensatz
Ein Satz Runen aus Kirschbaumholz ist fertig. Geritzt, gefärbt und lackiert in drei Tagen. Zeit für eine vorläufige Runenweihe. Die endgültige findet im Julmond an geweihter Stätte statt.

Ich weiß, dass ich hing
am windigen Baum
neun Nächte lang,
mit dem Ger verwundet,
geweiht dem Odin,
ich selbst mir selbst,
an jenem Baum,
da jedem fremd,
aus welcher Wurzel er wächst.

Sie spendeten mir
nicht Speise noch Trank;
nieder neigt ich mich,
nahm auf die Runen,
nahm sie rufend auf;
nieder dann neigt ich mich.

“Odins Runenerwerbung” (aus dem Hávamál), übersetzt von Felix Genzmer

Wotan, Vater der Götter, Schöpfer Midgards und der Menschen, der uns die Runenkunde brachte, inspiriere diese Runen mit deiner Weisheit und Spiritualität.

Donar, Schirmer Midgards und des Menschenvolks, weihe diese Runen mit deinem mächtigen Hammer und spende ihnen deine Kraft, Beharrlichkeit und Güte.

Freyja, schöne und geheimnisvolle Vanadis, die du von allen Himmlischen am vertrautesten mit meinem inneren Ich bist, erwecke mit deinem Zauber die seherische Gabe dieser Runen, geritzt von meiner Hand und gefärbt mit meinem Blut.

Frija, himmlische Mutter und Schicksalswissende, und ihr Nornen, Kundige meiner Bestimmung, verbindet diese Runen mit meinem Selbst, auf dass sie mir den Weg durch Midgard weisen, bis der Schlachtengott mir den Tod sendet und ich eingehe in Hels kühles Reich.

Ansuz, Hagalaz, Berkano, Perthro, Naudhiz!

© Siebenschläfer